Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
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Prof. Dr. Heyo K. Kroemer

Prof. Dr. Heyo K. Kroemer

Vorstandsvorsitzender, Charité - Universitätsmedizin Berlin und Vorsitzender, ExpertInnenrat "Gesundheit und Resilienz", Berlin

 

Drei Fragen an Prof. Dr. Heyo K. Kroemer

Vorstandsvorsitzender, Charité - Universitätsmedizin Berlin und Vorsitzender, ExpertInnenrat "Gesundheit und Resilienz", Berlin

Welche Rolle spielt Prävention heute in der deutschen Gesundheitspolitik, welche sollte sie spielen?

Prävention ist bislang nicht adäquat im Gesundheitssystem abgebildet. Ein wesentlicher Grund ist, dass Vergütungen im System überwiegend für kurative Maßnahmen erfolgen. Das bedeutet, dass es aktuell wenig Anreize für Ärztinnen und Ärzte sowie Gesundheitseinrichtungen gibt, präventive Maßnahmen anzubieten oder umzusetzen. Aktuelle präventive Initiativen und Programme erreichen oft nicht die notwendige Tiefe und Langfristigkeit. Das muss sich ändern, insbesondere aufgrund der alternden Bevölkerung. Wir haben immer weniger Fachkräfte und gleichzeitig mehr Patientinnen und Patienten. Wenn wir es schaffen, dass Menschen gar nicht erst krank werden, können teure Behandlungen vermieden oder zumindest reduziert werden. Das geht nur durch konsequente Prävention.
 

Braucht es eine neue nationale Präventionsstrategie?

Ja, das wäre wünschenswert. Prävention ist, wie bereits erwähnt, bisher nur unzureichend systemisch verankert und muss, um den Herausforderungen einer alternden Bevölkerung und dem Mangel an Fachkräften zu begegnen, eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen. Eine nationale Präventionsstrategie könnte klare Ziele und Maßnahmen definieren, um präventive Ansätze nachhaltig zu fördern. Dazu gehört die Attraktivität präventiver Maßnahmen, um Anreize für deren Umsetzung zu schaffen. Gleichzeitig müssen wir stärker in die Früherkennung von Risikofaktoren und Krankheiten sowie in die Bildung der Bevölkerung investieren.
 

Die Zukunft ist die personalisierte Prävention. Worauf dürfen wir hoffen, was ist zu tun?

Personalisierte Prävention bezieht sich auf präventive Maßnahmen und Therapien, die auf die individuellen Risikofaktoren, genetischen Merkmale, biologischen Unterschiede und Lebensstilfaktoren einer einzelnen Person zugeschnitten sind. Dieser Ansatz nutzt fortschrittliche Technologien wie Genomik, Biomarker-Analyse und Datenanalyse, um präzise Risikoprofile zu erstellen und personalisierte Empfehlungen für Präventionsmaßnahmen zu liefern. Ein gutes Beispiel sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mithilfe genetischer Tests können zum Beispiel individuelle Risikofaktoren identifiziert werden, die für ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zuständig sind. Auf Basis dieser Informationen können dann gezielte Präventionsmaßnahmen entwickelt werden, die speziell auf die Bedürfnisse und Risikoprofile der betroffenen Personen zugeschnitten sind. In diesem Bereich wird aktuell geforscht, unter anderem bei uns an der Charité im Friede Springer Cardiovascular Prevention Center, das dank der großzügigen Spende der Friede Springer gGmbH und der Unterstützung des Landes Berlins aufgebaut wird.

18. Nationaler Qualitätskongress Gesundheit
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